Spieglein an der Wand

Immer die gleiche Litanei
Man spricht vom ewigen Einerlei
Dass alles sich wiederholen soll
Nehme ich einfach nicht für voll,
Und das entspricht, wie ich beweise
Hier und heute in keiner Weise.
Zumindest stimmt diese Aussage nicht
Beim Spiegel, denn der ist veränderlich.
Sieht man ihn sich nur einmal an
Kommt man drauf, denn dann
Wird beim Spiegel jeder verstehen
Es gibt ein Kommen und ein Vergehen.
Die erste Erinnerung daran
War, als ich in die Schule kam
Da lachte mich als Spiegelbild
Ein Junge an, ganz frech und wild.
Mit siebzehn, da sah mich ein Mann
fröhlich aus dem Spiegel an.
Nach Jahren wurde ich Soldat
Da zeigte der Spiegel einen Stoppelbart-.
Mit ganz rechten Dingen ging das nicht zu
Das Phänomen ließ mir fortan keine Ruh.
In Russland dann in schweren Jahren
Konnte ich es nicht recht erfahren
Denn in der Gefangenen-Fron
Wer hatte da einen Spiegel schon?
Rein äußerlich, so kann man meinen
Mag ein Spiegel wie ein anderer scheinen.
So recht kann ich es nicht fassen
Auf Spiegel kann man sich nicht verlassen.
Ganz verstehe ich es bis heute nicht
Immer zeigt er mir ein neues Gesicht.
Man denke an Pfaffenspiegel nur
An Eulenspiegel und seine Natur
An Spiegelfechtereien und Spiegelei
Und weiterhin sind noch dabei
Spiegel der Zeit und der Spiegel beim Wild,
Wasserspiegel und Spiegelbild
Kosmetikspiegel in der Hand
Und dann das Spieglein an der Wand
Der Sachsenspiegel ist dabei
Und weiterhin noch allerlei,
Ist nun noch jemand dabei
Der noch glaubt an das ewige Einerlei?



zurück